Zusammenbleiben wegen der Kinder mit Anne Dittmann

Wenn die Liebe weg ist, sollte man zusammenbleiben wegen der Kinder? Verkraften Kinder eine Trennung? Anne Dittmann von Solo Moms im Gespräch.

Mamsterrad POdcast FOlge 259: Wenn die Liebe weg ist, sollte man zusammenbleiben wegen der Kinder? Verkraften Kinder eine Trennung? Anne Dittmann von Solo Moms im Gespräch.

Manchmal ist es so, dass trotz aller Bemühungen und Erwartung die Beziehung zwischen Eltern nicht mehr rund läuft oder sie gar unglücklich sind. Was dann? Zähne zusammenbeißen und durch da? In den sauren Apfel beißen und aushalten? Oder „darf“ man sich trennen, auch wenn Kinder im Haushalt leben und diese sogar vielleicht noch sehr klein sind? Welche Herausforderungen stehen dann an, kann man diese überhaupt allein meistern oder ist es vielleicht doch besser, zusammenzubleiben, bis die Kinder „aus dem Gröbsten“ raus sind?

In dieser Folge sprechen wir mit Journalistin, Bestseller-Autorin, Expertin für das Leben als Alleinerziehende und selbst Mutter: Anne Dittmann (bei Instagram findest du sie hier). Wir diskutieren, welche Aspekte es im Vorfeld zu bedenken gibt, wann eine Trennung sinnvoll (und nötig!) ist und welche Möglichkeiten Elternteile haben, um Unterstützung wie beispielsweise finanzielle Hilfen, also einen Kindergeldzuschuss, einen Unterhaltsvorschuss oder auch Leistungen für Bildung und Teilhabe, zu beantragen.

Denk immer daran: Wir alle haben das Recht, glücklich zu sein!

Viel Spaß beim Hören und nur Mut,
Imke & Judith

Mamsterrad POdcast FOlge 259: Wenn die Liebe weg ist, sollte man zusammenbleiben wegen der Kinder? Verkraften Kinder eine Trennung? Anne Dittmann von Solo Moms im Gespräch.
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Shownotes

 

Anne Dittmann
solo, selbst & ständig: Was Alleinerziehende wirklich brauchen – Ein Wut- und Mutmachbuch

Eine Trennung mit Kind stellt eine immense Herausforderung dar. Die meinungsstarke Journalistin und Autorin Anne Dittmann weiß, wovon sie spricht – und gibt einfühlsam und ermutigend Orientierung. Sie holt Betroffene da ab, wo sie während oder nach einer Trennung stehen: mit all ihren Fragen, Problemen, Unsicherheiten und Gefühlen – und den mit einer Trennung einhergehenden Vorurteilen und Benachteiligungen in unserer Gesellschaft. Anne Dittmann formuliert klar, was Alleinerziehende wirklich brauchen, und zeigt Schritt für Schritt, welche Hebel auf individueller wie auf struktureller Ebene gezogen werden können und müssen, um das Leben von Alleinerziehenden zu verbessern.

Sie liefert mit ihrem Wut- und Mutmachbuch allen Allein- und Getrennterziehenden eine kenntnis- und faktenreiche Begleitung, angereichert mit persönlichen Erfahrungen rund um ihre eigene Trennung mit Kind und wertvollem Input aus ihrer großen Community: Über das Trennen und Kümmern. Über Geld, Arbeit und Gesundheit. Über das Daten und die Liebe. Und über das Träumen und Leben als Alleinerziehende.

Dieses Buch gibt Allein- und Getrennterziehenden eine Stimme, liefert konkrete Erste-Hilfe-Tipps, die richtigen Ventile für Frust und Ängste und bietet Halt, Trost und Bestärkung in einer neuen Lebensphase.

Und diese Folgen passen zu „Zusammenbleiben wegen der Kinder“ mit Anne Dittmann:

Folge 42:
Wie man als Eltern wieder ein Team wird – Das Zwiegespräch

Folge 45:
Wie man als Eltern wieder ein Team wird – Teil 2

 

Folge 157:
Scheidung: Was tun, wenn ich mich scheiden lassen will?

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NUR AUF DIE OHREN REICHT DIR NICHT?

Das Mamsterrad gibt es auch als Videokurs. Was auch immer du suchst, Informationen rund um das Leben mit Kleinkind, spannende Facts über dein Kind in der Wackelzahnpubertät oder dein persönliches Mamacoaching, bei uns wirst du fündig. 

Transkript: Wegen der Kinder zusammenbleiben

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge „In 15 Minuten aus dem Mamsterrad“. Hallo, meine liebe Imke, wie schön, dass du da bist. Hallo, meine liebe Judi, wie schön, dich zu sehen. Hallo nach draußen an alle, die uns zuhören. Wir freuen uns natürlich auch über euch. An dieser Stelle ein viertes Hallo an unsere entzückende Gästin, liebe Anne. Herzlich willkommen im Mamsterrad.

Hallo euch zwei und hallo an alle anderen, die zuhören. Während ich es gesagt habe, dachte ich mir, als ob man irgendein Elternteil auf dieser Welt im Mamsterrad willkommen heißen müsste. Freundlich, aber wir sind eh alle drin, macht ja keinen Unterschied. So, wir begrüßen also nur die Nachbarin. Manchmal.

Anne, haben wir gerade schon gesagt, ist bei uns Anne Dittmann. Ihr kennt sie ganz bestimmt von Instagram oder überhaupt generell aus der Eltern-Community. Anne setzt sich stark für Alleinerziehende in unserem großartigen System ein. Ich möchte an dieser Stelle ganz viel Gutes wegatmen. Du bist Spiegel-Bestseller-Autorin von „Solo, selbst und ständig“. Dein Buch kam letztes Jahr im April raus, wenn ich es mir richtig gemerkt habe. Du hast selbst auch einen Podcast, der „Solo Moms“ heißt. Du bist Mama, du bist natürlich – also natürlich, du bist Alleinerziehende, deswegen kennst du dich auch nicht nur aus beruflicher Sicht mit diesem Thema gut aus. Ich habe gerade schon gelernt, du bist Katzenmama. Du passt also perfekt zu uns. Habe ich was vergessen?

Ich bin tatsächlich – also, mein Buch, das, wenn ich es immer irgendwie auch noch ganz gut zu erwähnen finde – bin auch die Tochter einer alleinerziehenden Mutter. Das heißt, ich schreibe und erzähle auch aus zwei Perspektiven quasi. Also, du kennst das auch als Tochter, im Prinzip.

Genau. Okay, wir wollen mit dir über ein Thema sprechen, was wahrscheinlich viele von uns zumindest schon mal gehört haben, im Freundeskreis, Freundinnenkreis, wo auch immer. Dieses: Wenn Paare einfach nicht mehr so richtig happy sind, aber auch sagen: „Ich kann mich nicht trennen, die Kinder würden es nicht verstehen. Ich halte das jetzt aus.“ Weil natürlich ja auch viele Gedanken dahinterstecken. Also natürlich ist es so, dass du dann immer wieder hörst: „Ja, du kannst doch deine Beziehung nicht wegschmeißen. Was lernen denn die Kinder daran, wenn man sich nicht verbindlich füreinander entscheidet?“, auch so ein schönes Wort in dem Zusammenhang, „sondern dass man irgendwie nicht durchhält.“

Was lernen die Kinder davon? Genau. Also, viele – ich fange mal so an: Letztens hat sich ein Freund bei mir gemeldet, der gesagt hat, er braucht mein Buch jetzt wahrscheinlich dieses Jahr privat. Also sind wir darauf gekommen, dass er sich trennen möchte. Und ich habe natürlich nicht sofort gesagt: „Super, ja, trenn dich, sag Bescheid.“ Es war schon so: „Okay, hast du dir das gut überlegt? Wie lief es denn bei euch in letzter Zeit? Habt ihr schon mal an eine Therapie gedacht?“ Es gibt natürlich immer Krisen in Beziehungen, und natürlich bin ich auch dafür, an Beziehungen zu arbeiten. Also ich bin überhaupt nicht die Person, die eine Beziehung einfach so wegschmeißt und sagt: „So, ja, dann ziehe ich jetzt weiter.“ Ich bin total die treue Tomate und halte voll lange an Beziehungen fest und versuche alles auszuarbeiten, was geht.

Aber bei ihm kam dann letztendlich auch raus, dass beide sich so weit voneinander entfernt haben und eigentlich auch beide sagen: „Wir wollen gar keine Therapie machen.“ Und ich glaube, das ist immer so der Knackpunkt. Und das habe ich eigentlich auch in vielen Gesprächen so für mich mitgenommen und gelernt, auch mit Therapeutinnen, Paartherapeutinnen, die sagen, sie fragen wohl erstmal als erstes: „Möchtet ihr beide an dieser Beziehung noch arbeiten? Möchtet ihr beide die Therapie?“ Und wenn eine Person dann sagt: „Eigentlich will ich das überhaupt nicht“, dann ist auch einfach nichts mehr zu machen. Dann ist vielleicht auch eine Trennung erstmal das Richtige.

Viele Eltern haben dann aber die allerletzte, schwierige, große Hürde, nämlich dieser Mythos, der uns allen in den Köpfen herumspukt und sagt: „Wenn du das jetzt machst, dann ist das schlecht für deine Kinder.“ Also quasi, du gefährdest damit das Wohl deiner Kinder, du tust ihnen weh, du verletzt sie und du prägst sie nachhaltig, du traumatisierst sie. Also, dieses: Eine Trennung, wenn Eltern sich trennen, dann traumatisiert das ihre Kinder. Das ist so ein Mythos, der uns allen in den Köpfen herumspukt. Wir haben ganz viele immer so – oh, dieses, diese Geschichten gehört von ganz dramatischen, zerrissenen, zerrütteten – ich sage das auch in Anführungszeichen – Familien, Trennungsfamilien. Das, das sind dann auch die Trennungskinder. Du bist ja nicht mehr nur ein Kind, sondern du bist dann ein Trennungskind. Man muss ja auch ganz kurz, ich will mal ganz kurz rein – das kommt ja auch sehr aus der Vergangenheit, aus der wir kommen. In unserer Kindheit gab es natürlich Getrennte verhältnismäßig noch sehr wenig, was aber nicht für die glücklichen Beziehungen spricht.

Ehen waren damals nicht nur aufgrund von Liebe geschlossen worden, sondern tatsächlich auch, weil viele Frauen sich finanziell nicht von ihrem Mann trennen konnten. Sie hätten alleine nicht die Familie mit Kindern versorgen können. Darüber hinaus erinnere ich mich noch aus meiner Kindheit, dass man sich nach der Ausbildung für einen Job entschieden hat und diesen dann bitte bis zur Rente ausüben sollte. Es gab also dieses verbindliche: Du bleibst in deiner Ehe bis der Tod euch scheidet, und du bleibst im Job, bis die Rente sagt, dass du fertig bist. Das Sich-Umentscheiden-Können aufgrund von unterschiedlichen Lebenssituationen, jetzt natürlich sind Job und Partnerschaft vielleicht schwierig vergleichbar, aber der Ansatz „Pobacken zusammenkneifen und durch“ – du hast dich jetzt dafür entschieden und jetzt bleibst du bitte dabei. Eine Entscheidung rückgängig zu machen, war verpönt. Man durfte keine Fehler machen, keine Entscheidung rückgängig machen. Und jetzt stehen wir vielleicht heute, mit Mitte 30, Mitte 40, Mitte 50, in einer Partnerschaft, die uns vielleicht nicht glücklich macht, und wie du eben schon gesagt hast, vielleicht auch von beiden Seiten. Der Antrieb, jetzt noch mal an eine Paartherapie oder ein Paarcoaching zu gehen, ist von beiden Seiten nicht mehr gegeben oder auch tatsächlich von einer Seite, weil vielleicht auch Dinge vorgefallen sind und man sich einfach nur noch im Aushalten findet.

Dann kommt von vielen die Sorge, und das ist, glaube ich, auch immer noch in unserer Zeit viel da: „Ich als Single-Mama, ich kriege das doch gar nicht alleine hin.“ Und ich glaube, das ist noch das, was ich ein bisschen ausdifferenzieren möchte, weil ich z.B. bin ostsozialisiert. Es gab schon viele Trennungen. Also, ich nehme jetzt einfach mal an, dass du westsozialisiert bist, wenn du sagst, es gab ganz ganz selten Trennungen. Ich bin ostsozialisiert, meine Mutter war alleinerziehend. Es war klar, Frauen arbeiteten genauso, also die Trennung war nicht unbedingt ein finanzielles Problem. Aber trotzdem, das finde ich jetzt auch noch mal ganz wichtig auszudifferenzieren, hatte ich auch direkt nach der Trennung, die von mir nicht gewählt war, die Sorge, dass es meinem Kind schaden könnte. Warum? Weil selbst im Osten damals, oder selbst für uns Ostsozialisierte, war es damals so, dass immer noch die Hälfte der Trennungskinder die Hälfte der Zeit nach der Trennung den Kontakt vor allem zu ihren Vätern verloren haben. Damals war die Politik eben auch noch eine andere.

Trennungen wurden damals in den 90ern auch ganz anders angegangen. Es gab das Residenzmodell, das alleinerziehende Elternteil, bei dem die Kinder dann hauptsächlich gewohnt haben, war dann wirklich die Hauptbezugsperson. Das geteilte Sorgerecht wurde erst 1998 eingeführt. Es war nur vorgesehen, dass, wenn sich Familien trennen, eine Person geht und das Sorgerecht verliert, vielleicht die Kinder noch sieht, aber ein Elternteil, wo die Kinder dann hauptsächlich gewohnt haben, war dann quasi die Familie, die das Ganze zusammengehalten hat. Von daher würde ich schon auch sagen, ja, das kann schon sein, dass auch da wir irgendwie schwierige Erinnerungen mitgenommen haben von vor allem Vätern, die sich dann nicht mehr so richtig zuständig gefühlt haben.

Und deswegen, meine erste Angst war: Was ist, wenn er den Kontakt zu seinem Vater verliert? Mir war das nämlich immer sehr sehr wichtig, dass mein Kind den Kontakt zu seinem Vater hält, dass sie einen guten Kontakt haben. Mir war das schon wichtig, bevor ich auch schwanger war. Da habe ich schon mit dem Vater meines Kindes ausgemacht, dass wir Hälfte-Hälfte-Elternzeit nehmen. Er hat nicht den Kontakt zu seinem Vater verloren. Die Väter heute sind auch anders. Es gibt, wie gesagt, auch das geteilte Sorgerecht, und immer mehr Familien leben auch das Wechselmodell. Wo sie es nicht leben, da vielleicht im erweiterten Residenzmodell, das heißt, sie sehen ihre Kinder trotzdem vielleicht zwei Tage pro Woche. Manche sind auch im Residenzmodell und sehen ihre Kinder sehr selten, aber halten auf andere Art und Weise Kontakt.

Ich kenne z.B. eine Familie, da lebt der Vater in Spanien, aber ruft die Tochter ganz ganz oft an. Die haben ein ganz enges, tolles Verhältnis, erzählen einander, was gut ist, und von daher habe ich mittlerweile gelernt, dass ich mir da gar keine Sorgen machen muss und gehe da eigentlich ganz positiv ran. Auch der Vater, der mich gefragt hat, als wir dann am Ende da standen und gesagt haben: „Ja, okay, dann ist wahrscheinlich die Trennung jetzt das Richtige für euch“, habe ich mir gar keine Sorgen gemacht, dass die als Eltern ein gutes Team bleiben werden. Man muss ja auch sagen, dass man ja auch als Elternteil, und das sieht man ja auch, weil er hat z.B. erzählt, dass seine Eltern aus Vernunft zusammengeblieben sind. Die hatten eine recht lieblose Ehe und sind wirklich wegen der Kinder zusammengeblieben. Und er meinte, also eventuell hat es auch damit zu tun, dass er sich jetzt so lange nicht getrennt hat, weil er gewöhnt ist, sehr lange die Dinge auszuhalten, so wie sie sind, und dann zu verharren. Und von daher konnte ich ihn dann auch nur beglückwünschen, dass er aus diesem Muster ausbricht und sich jetzt sagt: „Nee, wir bleiben als Eltern Team, und wir zeigen unserem Kind, dass man, wenn man nicht mehr glücklich ist in einer Beziehung, wenn die einem nicht mehr das gibt, was man ja auch in der Beziehung sucht, so ’ne Familie und Geborgenheit und einander unterstützen und auch respektieren und alles, dann darf man da raustreten aus dieser Beziehung und man darf dafür sorgen, dass man selber auch wieder sich ein Leben einrichtet, in dem man auch erfüllt und glücklich ist mit seinen Beziehungen.“ Genau das finde ich so wichtig.

Das ist genau der Punkt, an dem ich immer … Also ich bin jetzt nicht in der Lage, in der Situation getrennt zu sein oder mich trennen zu wollen. Schatz, wenn du zuhörst, ist alles gut. Nein, Spaß beiseite. Ich verstehe komplett den Gedankengang zu sagen: „Aber wir müssen doch für die Kinder, die brauchen doch uns beide.“ Aber Kinder haben so krass feine Sensoren. Die merken doch, wenn man nur noch aushält. Die merken doch, wenn das eigentlich alles zwischenmenschlich nicht mehr rosig ist. Also es muss ja nicht immer alles gleich rosig sein. Es darf ja auch Streit in der Familie stattfinden. Das ist ja total wichtig. Aber die merken doch, wenn eigentlich einer oder beide Menschen in der Beziehung nicht mehr so richtig wollen. Und was ist denn das für eine Botschaft, die du dann mitgibst? Dein eigener Wohlfühlwert zählt nicht. Du musst da jetzt durch. Das ist doch Scheiße.

Also mal ganz kurz: Je nach Alter des Kindes, ne. Also kleine Kinder spüren nur, dass irgendwas, die Stimmung schlecht ist. Das meine ich doch. Also, aber woher das so genau … Aber die spüren doch, dass das einfach irgendwie nicht rundläuft, aus welchem Grund auch immer. Hinterfragen die wahrscheinlich an der Stelle noch nicht, aber sie merken es ja. Also, sie merken ja, dass irgendwie was komisch ist, vielleicht so. Und andersrum möchten wir unsere Kinder doch zu Personen heranwachsen lassen, die ihre Bedürfnisse kennen, die ihre Gefühle kennen und die dafür auch einstehen. Also, wenn ich nicht Fleisch essen möchte, dann mache ich es doch auch nicht. Wenn ich nicht, keine Ahnung, was auch immer, mit dem Flugzeug in Urlaub fliegen will, mache ich es nicht. Da, das sind doch meine Werte, die ich lebe. Und wenn ich eben in einer Beziehung, in welcher auch immer, egal ob es jetzt eine Partnerschaft ist oder auch eine Freundschaft, wenn ich mich da nicht mehr wohlfühle und es funktioniert nicht und ich habe dafür gekämpft, gearbeitet, was auch immer, natürlich schmeißt man das nicht alles gleich weg, aber dann darf ich doch für mich entscheiden: Das tut mir nicht gut. Davon möchte ich mich lösen. Das ist doch das. Also, das möchte ich meinen Kindern zumindest mitgeben.

Ich möchte aber an der Stelle noch mal ganz kurz einhaken, auch Anne, was du vorhin gesagt hast: Wir leben heute in einer anderen Zeit, und trotzdem, und das weiß ich vor allem aus meiner Praxis, leben immer noch sehr, sehr, sehr viele in der Sorge, dass der Vater sich nämlich nicht verantwortlich fühlt und tatsächlich auch mit Drohung, ähm, mit „Wenn du dich trennst, nehme ich dir das Geld weg, ich nehme mir das Haus weg, ich nehme das Auto weg.“ Also es gibt tatsächlich außerhalb unserer Bubble, die vielleicht bindungsbedürfnisorientiert, beiderseits gleichwertig, gleichberechtigt, ähm, zusammenlebt, es gibt noch wirklich, wirklich mehr als wir ahnen können, das klassische Modell, die halt aus der 80er Zeit vielleicht ein Trennungskind waren oder 90er Zeit, ähm, die wirklich also auch mit Drohung und Manipulation, und wo die Mütter realistische, keine fantasievollen Ängste haben, dass, wenn ich mich jetzt von meinem Partner trenne, dann macht er mir die Hölle auf Erden. Er wird mir sämtliche finanzielle Mittel streichen, und wir werden im Zweifel zu zweit, zu dritt oder zu viert, je nachdem wie viele Kinder da sind, in Armut leben. Ich finde, das ist tatsächlich in der heutigen Zeit ein Aspekt, den wir ernst nehmen müssen. Was macht das mit Single-Müttern, die am Existenzminimum knappern, weil der Expartner den Unterhalt verweigert und das Haus behält, weil er vielleicht alleine im Grundbuch steht? Oder das Familienauto, das im Leasingvertrag auf seine Firma läuft? Ich kann schon verstehen, dass Frauen dann tatsächlich erstmal zögern, weil es ihnen schon eh nicht gut geht. Wie sollen sie dann noch eine Trennung herbeiführen, für ihr Kind im Zweifel alleine da sein und dann auch noch den Streit mit dem Expartner tragen, damit die Beziehung zu seinem Kind nicht verloren geht?

Nicht nur das finanzielle Ding, das muss ja noch nicht mal mit einer krasse Drohung verbunden sein. Es ist ja sowieso schon krass, weil, wie wir gerade gesagt haben, immer noch unfassbar viele in klassisch traditionellen Beziehungsmodellen leben, wo dann halt wirklich die Frau in Teilzeit ist und sowieso schon durch den Gender Pay Gap finanziell benachteiligt ist. Und das ist nur die eine Seite. Die nächste Sache ist der ganze Organisationsaufwand. Wie willst du deinen Haushalt, deinen Alltag, deine Lohnarbeit, deine Kinder managen, wenn du niemanden mehr hast, mit dem du die Verantwortung teilen kannst?

Ja, da sage ich jetzt mal was, was vielleicht hart klingt, aber es ist wichtig: Für die Kinder ist es am wichtigsten, dass es ihren Eltern bzw. ihren Bezugspersonen gut geht. Und wenn du erstmal in Armut lebst, dann lebst du erstmal in Armut. Das ist jetzt vielleicht hart gesagt, ja, aber wenn du in einer gewalttätigen oder mental missbräuchlichen Beziehung bist, dann zieh bitte alle Register, die du hast. Versuch, Freunde zu kontaktieren, die Alleinerziehenden-Koordinierungsstelle in deiner Umgebung oder in der nächstgrößeren Stadt zu erreichen, informiere dich über finanzielle Unterstützung. Es gibt die Unterhaltsvorschusskasse, falls der Expartner keinen Unterhalt zahlt. Kann man Unterhaltsvorschuss beantragen, der zwar Kinder diskriminiert, bei denen der andere Elternteil eben nicht zahlt – die bekommen etwas weniger – aber du hast erstmal das Geld. Dann gibt es noch die Familienkasse, beantrage den Kindergeldzuschlag. Nur 30% der Berechtigten, die Kindergeldzuschlag bekommen könnten, beziehen ihn auch tatsächlich. Das hat eine Umfrage letztes Jahr von der Linksfraktion im Bundestag ergeben. Das heißt, viele kennen das überhaupt nicht. Kinderzuschlag, ganz, ganz wichtig. Und man kann dann auch ein Paket für Bildung und Teilhabe beantragen. Die Kitabetreuung wird bezuschusst vom Jugendamt, wenn man alleinerziehend und geringverdienend ist. Also, es gibt ganz viele Möglichkeiten, die man nutzen kann, um sich finanziell irgendwie über die Runden zu bringen.

Und ich sage das jetzt auch nicht blauäugig, denn ich habe ja in Armut gelebt, selber, ja, also ein paar Jahre lang sogar. Aber ich denke mir, es ist immer noch besser, als in einer gewaltvollen Beziehung zusammenzuleben. Und da möchte ich wirklich einfach versuchen zu appellieren. Was ist, wenn man das aus Kinderperspektive betrachtet? Ich stelle mir vor, ich bin ein Kind, und meine Mama, ich sehe, meine Mama ist entweder ganz, ganz wenig Geld, aber meine Mama ist sicher und glücklicher und wird nicht unterdrückt, oder wir haben mehr Geld, und es geht ihr nicht gut. Dann wünsche ich mir, dass sie bitte aus dieser Beziehung rausgeht und nicht unterdrückt lebt und nicht in Gewalt lebt, und wir haben halt wenig Geld, scheiß drauf. Ich finde, das zählt nicht nur für Gewalt, klar, Gewalt sowieso, aber auch für alle anderen Situationen, sei es, du bist mit jemandem zusammen, der suchtkrank ist, oder untreu, oder toxisch, oder narzisstisch. Es gibt ja nicht nur Gewalt, es gibt ja auch einfach ganz viel, was sonst noch läuft.

Also, ich finde das, was du gerade gesagt hast, was es alles für Hilfen gibt, das finde ich mega, ganz egal aus welchen Gründen ich jetzt für mich sage: Mein Glück steht über dem Finanziellen oder der finanziellen Sicherheit. Mein Wohlbefinden, mein Vorbild auch, was ich meinen Kindern geben möchte, das finde ich halt mega. aus welchen Antreibern heraus ich jetzt für mich sage: Mein Glück steht über der finanziellen Sicherheit. Mein Wohlbefinden, mein Vorbild – was möchte ich meinen Kindern mitgeben? Wie weit muss ich etwas aushalten und erdulden, und an welchem Punkt kann ich sagen: Okay, ich bin mir meiner selbst so wichtig, und das möchte ich meiner Familie, meinen Kindern vorleben? Ja, es gibt tatsächlich ein Netz und einen doppelten Boden, über alles, was du gerade innerhalb von zwei Minuten angesprochen hast. Gibt es Stellen, an denen du das auf deiner Internetseite oder in deinem Buch zusammengetragen hast, wo man sich noch selbst helfen kann?

Das findet man alles in meinem Buch, und auch einiges in meinem Podcast. Dort spreche ich beispielsweise auch mit einer Person von einer Koordinierungsstelle für Alleinerziehende in Berlin, Pauline Potschka, die den allerersten deutschlandweiten Unternehmenspreis für alleinerziehendenfreundliche Unternehmen 2023 vergeben hat. Sie beschäftigt sich intensiv damit, wie die Arbeitswelt sich verändern muss, damit Alleinerziehende besser arbeiten können, auch in leitenden Positionen, und gibt viele Tipps, wie man sich auf Arbeit besser aufstellen kann.

Aber ich möchte auch noch etwas ansprechen, das ich bei der Recherche für mein Buch gefunden habe, was wirklich schön und überwältigend war – und es war einfach eine gute Nachricht. Denn es gibt ja, wie ihr auch schon gesagt habt, Väter, die sich irgendwann einfach nicht mehr melden. Das war meine größte Sorge: Was ist, wenn er sich nicht mehr meldet? Dann geht es ihm auch nicht so gut, und meinem Kind geht es nicht so gut, und es hat vielleicht auch Verlustängste, so wie ich das damals hatte.

Aber meine Situation war anders als die meiner Mutter. Sie war immer Vollzeit beschäftigt und konnte mich nicht so gut auffangen. Ich befinde mich in einer ganz anderen Position. Sie hat als Bus- und U-Bahnfahrerin in Berlin gearbeitet, hat wenig Geld verdient. Ich verdiene, oder habe irgendwann ähnlich viel verdient wie sie, aber mit einer Teilzeitstelle, so dass ich für mein Kind viel mehr da sein konnte.

Ich habe auch eine Studie aus den USA gefunden, aus einer weißen Vorstadt der 1980er Jahre, die das Wohlbefinden von Kindern über einen mehrjährigen Zeitraum untersucht hat. Die Kinder, die gut durch die Trennung begleitet wurden, ging es nach ungefähr fünf Jahren genauso gut wie vor der Trennung, oder sogar besser. Sie haben herausgefunden, dass diese Kinder besondere soziale Fähigkeiten entwickelt haben, wie gutes Konfliktmanagement und Kooperationsfähigkeit.
Es gab zwei Gruppen, die besonders gut abgeschnitten haben: Eine Gruppe waren Kinder, deren Eltern sich gut verstanden haben und beide verlässliche Bezugspersonen waren. Die andere Gruppe waren Kinder, die keine verlässliche zweite Elternperson hatten, oft den Vater, der missbräuchlich oder einfach nur desinteressiert war. Diese Kinder mussten, wenn sie nicht wollten, diese Elternteile nicht mehr besuchen. Sie hatten eine verlässliche Bezugsperson, meistens die Mutter, die wirklich bedürfnisorientiert, verlässlich und stabil da war. Diese Kinder haben genauso gut abgeschnitten wie die mit zwei liebevollen Elternteilen. Das ist eine wichtige Erkenntnis, die Mut macht.

Wichtig ist zu sagen, wenn es dir in deiner aktuellen Beziehung nicht gut geht, aus Angst, dass das Kind den Kontakt zum Vater verliert oder du finanziell alleine gelassen wirst, dann lass dir gesagt sein: Dein Glück ist einzigartig, und es ist total wichtig. Es ist wichtig, deinem Kind vorzuleben, dass wir alle ein Anrecht darauf haben, glücklich zu sein.

Ja, darf ich auch noch ein letztes Wort sagen? Ich hatte nämlich letztens mit Nicola Schmidt gesprochen, von Artgerecht. Sie hat ja ‚Trennung ohne Drama‘ jetzt herausgebracht, auch in einem Buch. Und wir haben darüber gesprochen, eben über diese besonderen Fähigkeiten, die wir und unsere Kinder quasi erlernt haben. Weil jede Herausforderung, wenn man die gemeistert hat, da geht man ja gestärkt hervor, da nimmt man was mit. Und sie meinte, für ihre Kinder ist es so ein Glaubenssatz von: „Ey, wir schaffen das.“ Also, wenn eine nächste Herausforderung kommt: „Wir sind doch ein Team; wir schaffen das zusammen.“ Das hat sie ganz toll auch in meinem Podcast erzählt.

Und für mich ist es ganz besonders auch dieses, dass ich mit meinem Kind sehr lösungsorientiert bin und wir immer irgendwie sehr gut miteinander kooperieren konnten. Vor allem auch, weil es nicht so viel Raum gibt, Konflikte eskalieren zu lassen. Da ist ja keiner, der auffängt. Das heißt, da bin ich gar nicht erst hingegangen, wir müssen das auch miteinander lösen. Genau, man muss das miteinander lösen. Und wir haben ganz tollen Humor entwickelt, wenn irgendwie Sachen schiefgehen oder wir müssen mal eine Alternative irgendwie finden oder irgendwie ein bisschen… na, also komische Wege gehen. Dann sind wir so ein bisschen mit den Schultern zuckend: „Ja, so machen wir das jetzt halt. So ist das Leben.“ Also irgendwie so eine besondere Art von Humor. Und der begleitet uns auch natürlich in anderen Aspekten unseres Lebens.

Und dieser Humor ist immer eine schöne Leichtigkeitsform. Deswegen immer gerne genommen.

Anne, es war so toll, dass du heute hier warst. Wirklich, vielen vielen Dank für deine Zeit, ja, und für deinen wertvollen Input und für diese Gänsehautmomente heute. Ich glaube, ich muss mich erstmal schütteln. Ich hab also nicht nur an Arm und Bein Gänsehaut, sondern ich weiß nicht, ob ihr das kennt, wenn das hier so am Kiefer runtergeht auch bei manchen gesagten Worten.

Ja, ich finde es voll gut. Eine ganz ganz wichtige Folge. Vielen vielen Dank.

Ich sage an dieser Stelle noch mal: @anne_dittmann mit Doppel-T und dann wie man darunter schreibt, bist du bei Instagram zu finden. Und ich meine, du hast einen Linktree, sodass man von da aus auch auf deinen Podcast “Solo Moms” kommt. Dein Buch ist relativ wahrscheinlich dort verlinkt, würde ich jetzt mal annehmen. Aber ihr könnt natürlich auch einfach in unseren Shownotes gucken, auf den Podcast-Portalen, aber auch bei YouTube oder auf unserer Homepage. Da sind alle wichtigen Links drin.

Sehr schön, ich danke euch sehr für die Einladung. Ja, ich bin hier alles losgeworden, was so ermutigend ist, sich zu trennen, wenn man denn möchte.

Ja, genau. Also, ich bin irgendwie wortlos. Imke, du musst heute abmoderieren.

Okay, liebe Leute, wir hören uns nächste Woche Sonntag wieder, wenn ihr wollt. Von jetzt an erstmal eine schöne Woche, kommt gut durch die Zeit und bleibt gesund.

Genau, ich sage tschüss.
Also, tschüss.

 

Dieses Transkript wurde mithilfe von AI erstellt, Ungenauigkeiten und Fehlerchen sind daher möglich. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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