Darf man fremde Kinder erziehen? Was darf ich sagen?

Egal, ob bei euch zuhause oder unterwegs: Darf man fremde Kinder erziehen? Was darf man ihnen sagen und wie nachdrücklich darf man dabei sein?

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Wenn du Kinder hast, die hin und wieder schon zum Spielen verabredet sind, kommt dir folgende Situation bestimmt bekannt vor: Das Kind, das zu Besuch oder mit euch auf dem Spielplatz ist, tut etwas, das deinen Vorstellungen von einem harmonischen Miteinander oder deinen Werten widerspricht. Vielleicht haut oder schubst es, vielleicht öffnet es eure Schränke, an denen es eigentlich nichts zu suchen hat, es benimmt sich, salopp gesagt, einfach daneben. Was nun? Darfst du eingreifen und etwas sagen? Darfst du dem anderen Kind deine Werte vermitteln, es „erziehen“? Macht es dabei einen Unterschied, ob seine Eltern ebenfalls anwesend sind oder nicht? Und wie verhält sich das mit ganz fremden Kindern, die man zufällig dabei beobachtet, groben Unfug zu machen?

Das ist eine spannende Frage, die sich viele Eltern stellen und deren Beantwortung doch irgendwie ein bisschen tricky ist. Darf man andere, fremde Kinder „erziehen“? Was darf man sagen und wie entschieden dabei vorgehen?

Viel Spaß beim Hören,
Imke & Judith

Mamsterrad POdcast #266: Egal, ob bei euch zuhause oder unterwegs: Darf man fremde Kinder erziehen? Was darf man ihnen sagen und wie nachdrücklich darf man dabei sein?
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Shownotes

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Und diese Folgen passen zu  „Fremde Kinder erziehen“:

Folge 109:
Bin ich eine gute Mutter?

Folge 171:
Die Erfindung der Mutterrolle – Wie eine gute Mutter zu sein hat

Folge 60:
Nicht falsch, sondern anders

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Transkript: Darf man fremde Kinder erziehen?

[Musik]

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge in 15 Minuten aus dem Mamsterrad. Hallo, meine liebe Imke, wie schön, dass du da bist.

Hallo, meine liebe Judith, wie schön, dich zu sehen.

Und hallo an alle Menschen, die uns zuhören, oder bei Youtube zusehen, oder bei Instagram folgen, oder unsere Newsletter abonniert haben – im besten Fall alles gemeinsam. Ach ja, ich habe TikTok vergessen. Könnt ihr uns bitte mal bei TikTok folgen, wenn wir da jetzt schon alles geben? Wenn da überhaupt unsere Mamsterinnen sind, also manche, manche sind schon da – moderne Mamas, moderne Mamas, so ist das.

Apropos moderne Mamas, also pass auf, ich muss ein bisschen ausholen. Wir sind ja alle sehr in dieser bedürfnisorientierten Bubble, oh nein, ich spreche heute amerikanisch mit. Okay, super, ja, alles gut. Und achten ja sehr darauf, wie wir mit unseren Kindern sprechen, wie wir Sachen formulieren. Keine Sorge, auch mir gelingt es nicht immer. Ich kann auch gut laut und ausfällig werden, aber in der Regel tue ich es ja nicht. Und vor allem fällt es mir total schwer. Und das ist auch was, was wir – ich wollte gerade sagen, was wir in Imkes Praxis beobachten – was du in deiner Praxis beobachtest und ich eher auf Spielplätzen. Ich bin ja selten dabei, wenn du deine Coachings hast.

Aber was ist eigentlich mit anderen Kindern? Also, so, wann darf ich als Elternteil zu einem fremden Kind sagen: „Alter, kannst du dich bitte mal zusammenreißen?“ Stell mir das gerade vor, wie du auf dem Spielplatz erstmal eine Diskussion mit dem anderthalbjährigen gehst. Ja, voll gut, finde ich richtig gut. Ich pöbel dann auch immer direkt los, auf Berlinerisch, damit es auch authentisch bleibt, so. Nein, aber ernsthaft, also, es gibt ja Situationen, wenn einfach verschiedene Situationen draußen auf dem Spielplatz passieren, wenn vielleicht das Elternteil von dem anderen Kind gerade irgendwie nicht hinguckt oder, im Zweifel, hast du sogar ein Kindergartenfreund, Kindergartenfreundin, oder jemand aus der Schule mit auf dem Spielplatz, oder ihr seid bei dir zu Hause. Wann kann ich denn sagen: „Ich möchte das so nicht.“ Ist das Eingreifen in die Erziehung anderer Menschen, oder wie ist das?

Also, ich finde, man muss das unter unterschiedlich betrachten, unterschiedliche Kontexte und vor allem das Alter des Kindes. Wenn wir hier wirklich von kleinsten Kindern ausgehen, ist höchstwahrscheinlich die Mama mit dabei. Ja, also gerade so die Playdates bis zum vierten Lebensjahr ist man ja oft eher noch mit Kaffee trinken der anderen Mama verabredet. Hier würde ich tatsächlich, wenn es eine Situation gibt, das erstmal mit der Mama besprechen. Also, wenn jetzt ein Kind mit Keksen durchs Wohnzimmer rennt und bei uns ist mit Essen das nicht erlaubt, dann würde ich das genau an der Stelle der Mama sagen: „Du, pass mal auf, wir haben die Regel, dass ich nicht möchte, dass mit Keksen hier durch die Wohnung gerannt wird, weil ich hinterher nicht saugen möchte. Machst du das oder mache ich das?“

Oder auf der Couch springen, ist auch immer so ein schönes Beispiel. Ja genau, also sobald die Mama noch dabei ist, würde ich mich immer kurz mit der Mama rückversichern, ob es für sie okay ist, dass ich es mache. Man muss ja auch bedenken, an der Stelle, es ist das Haus von dir, höchstwahrscheinlich. Sonst würden wir es ja wahrscheinlich auch an der Stelle gar nicht so anstrengend finden. Dein Haus, deine Regeln, deine Party, deine, äh ja, deine Regeln. „My Circus, My Monkeys“, irgendwie auch das genau. Also natürlich ist das wichtig, dass wir sagen, was uns wichtig ist. Die Frage ist immer wie und in welchem Moment und ob wir wirklich impulsiv gleich lospfeffern oder uns einmal ganz kurz Luft holen und sagen: „Okay, pass mal auf, ich merke gerade, mich stört das, wenn dein Kind auf meiner Couch hüpft, mit Schuhen an, mit Gummistiefeln, und vorher war es am Deich in der Schafkacke, genau. Ähm, das geht bei uns nicht. Meine Kinder dürfen hier nicht auf der Couch springen. Möchtest du das deinem Kind sagen oder soll ich es?“

Es kann an der Stelle helfen, aber wichtig ist vor allem, ähm, sich da auch einmal ganz kurz bewusst zu machen, nicht gleich rauszupfeffern. Bzw. wenn man es denn dann doch gemacht hat, sich vielleicht auch kurz bei der Mutter rückzuversichern: „Oh, Entschuldigung, da bin ich gerade ganz kurz intuitiv schneller am Sprechen gewesen, als ich das mit dir besprochen habe. Ist das okay?“ So kann man es machen. Man kann aber auch tatsächlich von vornherein besprechen: „Pass mal auf, wie machen wir das, wenn hier irgendwas passiert? Sagst du, sage ich?“ Wenn es das erste Mal ist, dann lernen wir sowas häufig durchs Tun, wie das ankommt und wie es nicht ankommt. Aber egal wie, es ist auf jeden Fall hilfreicher, wenn es die Gastgeberin an der Stelle sagt, weil es tatsächlich für Kinder nicht ganz unwichtig ist, wer sagt mir, wann, wo, was.

Wir wollen natürlich auch nicht, dass, wenn wir zusammen mit unserem Kind beim Supermarkt rumschlendern und mein Kind schlurft irgendwie gerade mit seinen Gummistiefeln über den Fußboden, dass eine uns wildfremde Frau sagt: „Man schlürft aber nicht mit den Füßen so.“ Das würde ich ziemlich grenzüberschreitend empfinden. Ja, das finde ich dann tatsächlich grenzüberschreitend und gehört einfach nicht dahin. Da dürfen wir unser Kind in Schutz nehmen und beschützen und die Grenzen hochziehen, die unser Kind vielleicht noch nicht kann.

Ja, doch da fallen uns von Boshaftigkeiten bis liebevollen Antworten alles ein. Was willst du hören, genau? Wer ist denn dieser “man”? Also natürlich, die Frage ist ja, in welchem Kontext sagt uns ein oder sagen wir dem Kind was so, und das ist wichtig, erstmal zu separieren. Ist es bei mir zu Hause, ein Besuchskind, darf ich mich erstmal mit der Mutter abstimmen: „Okay, wenn hier was ist, ist das okay für dich, wenn ich was sage, oder möchtest du?“ Wenn man von sich vielleicht weiß, dass man manchmal schneller spricht, als dass man denkt, da gehöre ich immer zu, ich bin immer sehr schnell im Sprechen, bevor ich dann mal nachgedacht habe, ähm, kann ich auch das vorher schon abfragen: „Ne, wie ist das, wenn hier was ist, wie wollen wir da verfahren?“ Weil wenn das auch für mich eine neue Person ist, die Mama, die ich gar nicht kenne, dann ist es vielleicht auch wichtig, sich einfach mal kurz darüber zu unterhalten. Weil es wird jedem passieren, das ist das eine, und ich finde, da kann man wirklich drüber sprechen.

Und da ist jeder natürlich erstmal ein Beschützerinstinkt für sein Kind. Also, auch wenn es eine Absprache gab – „Ja, du darfst es meinem Kind selber sagen“ – wenn es dann das erste Mal passiert und das ist das erste Kind, dann ist es trotzdem auch für die Mama total schwierig. Weil da kommt halt direkt angegriffen und getriggert und keine Ahnung was. So da kommen ja auch wieder unsere Folgen: „Bin ich eine gute Mutter, wenn mein Kind woanders so ist? Also, was sagt das Verhalten meines Kindes über mich als gute Mutter aus?“ Ich werde bestimmt mal verlinken, genau, da hatten wir schon zu genau. Aber das ist das, was passiert.

Halb auf der anderen Seite: Das ist halt in der Theorie schnell leicht gesagt, trotzdem darf das bei der anderen machen. Und auch hier darf die andere Mama sich vielleicht kurz zur Wehr setzen, weil das ist einfach so. Ey, wir sind alles Menschen und wir dürfen auch tatsächlich da ganz kurz erstmal unsere Position klar kriegen. Das ist ja auch oft in den ersten Besuchen nur der Fall. Wenn man sich dann angefreundet hat und man trifft sich regelmäßiger und häufiger, dann werden das oftmals ja auch gar keine Themen sein. Dann gibt’s vielleicht ja auch schon Bezug zu dem Kind. Also, wenn das Kind jetzt ganz eng mit deinem befreundet ist und sowieso viel Zeit verbracht wird, dann hat man ja schon mal noch ein anderes Standing irgendwie, genau, absolut.

Und ist auch mal die Frage, dass, wie, ne? Also, Besuchskind blaffen wir im besten Fall natürlich nicht so an wie unser eigenes Kind. Weil wir da einfach auf ganz vielen anderen Ebenen noch mitgetriggert sind. Dass wir natürlich dann ja auch dem anderen Kind im Zweifel mal Angst machen würden, wenn wir den Ton von zu Hause anschlagen, den wir vielleicht mit unseren eigenen Kindern durchaus mal, wenn am Ende des Tages keine Geduld mehr übrig ist, haben. Der Ton macht die Musik, auch hier ganz wichtig.

Das heißt, wie? Also, ich kann mir auch selber vorher sagen, wie möchte ich sowas formulieren. Wie würde ich mich an der Position des Besuchskindes fühlen? Wie würde ich mich an der Mutterstelle fühlen? Wo genau sind meine Grenzen? Muss ich wirklich alles thematisieren? Das sind alles Sachen, die damit reinfallen. Also, man kann das pauschal gar nicht sagen.

Wenn wir hier Besuchskinder hatten und dann auch mit Mama, habe ich immer dafür gesorgt, dass ich da sehr authentisch bleibe. Aber ich habe halt auch immer gleich angekündigt, dass es immer etwas gibt, wo wir halt auch ja dran wachsen. Klingt doof, aber ich war halt immer schon so diejenige, dass ich gesagt habe: „Okay, das erste Mal hier, kann sein, dass ich manchmal ganz schön, ganz schön hektisch rede oder laut rede. Das tut mir leid. Ich versuche, das selber für mich besser in Griff zu haben.“ Aber ich war damals auch gerade, wenn es um die erste Tochter ging, war ich schon sehr Löwenmutter. Und das eigene Haus, die eigene Couch, da war ich schon manchmal sehr, sehr schnell. Aber das gehört halt auch zu mir. Das ist halt ein Stück von mir. Das dürfen mir fremde Menschen, mit denen wir dann ja auch zusammen sind, wo ein Kind dabei ist, durchaus auch von mir schon hören. Das ist ja eine Form der Selbstreflexion.

Aber dann kommen ja auch die Momente, wo die Kinder mal alleine bei uns sind. Und dann auch vielleicht fremde Kinder, wo man die Mama auch noch nicht mal kennt. Und auch da darf man tatsächlich bei der Übergabe ganz kurz einmal ansprechen: „Wie ist denn das eigentlich, wenn hier irgendwas passiert? Ist das für dich okay, kann ich dem was sagen?“ Also, ich finde es wichtig, dass wir hier immer den ehrlichen Ton haben.

Mhm, du hast ja auch die dabei, die dann – also die Kinder, die dann sagen: „Aber zu Hause darf ich das alles.“ Mhm, okay, weißt du was? Dann nimm noch deine Matschgummistiefel und geh zu dir nach Hause, du kleines süßes Mäuschen.

Genau, es ist immer ein schmaler Grad. Man kann das pauschal, finde ich, schwierig beantworten. Wichtig ist, und deswegen habe ich gerade kurz meine private Story erzählt, wenn ich doch weiß, dass ich bei manchen Dingen wirklich auch eine ganz dünne Lunte habe, dann ist es immer hilfreicher, da mit sich in der Ehrlichkeit zu sein. Und ich finde, das ist überhaupt nichts Schlimmes. Man kann durchaus gerade in den jungen Jahren, wenn man das erste Kind hat, oder vielleicht hat man irgendwie ein Besuchskind, das 3 Jahre alt ist, mein Kind ist 3 Jahre alt, und ich habe noch ein Baby dabei. Das sind ja auch nervliche Herausforderungen, die wir da haben, die einfach nicht immer leicht zu händeln sind.

Du hast Geräuschkulissen, du hast im Zweifel noch mehr Chaos in den Kinderzimmern oder im Wohnzimmer, du hast vielleicht auch dir gegenüber eine Frau, die dir nur auf dem ersten Blick sympathisch war und auf dem zweiten Blick denkst du: „Bitte, lass dieses Playdate schnell vorbeigehen.“ Ich finde, da sind so viele Sachen, die darauf einprasseln. Und das ist so wichtig, dass wir hier wirklich uns ganz nah sind, dass wir authentisch sind, dass wir uns um uns kümmern. Was macht so eine Situation mit mir? Kann ich damit gut umgehen? Bin ich vielleicht jemand, der schnell was runterschluckt, oder bin ich jemand, der, bevor sie schluckt, erstmal quatscht?

Das ist wirklich für uns alle ein ganz, ganz sensibles Pflaster. Wir sind in der sensibelsten Rolle überhaupt, wir sind junge Mamas und wir wollen alles richtig machen. Wir wollen einen guten Eindruck hinterlassen, wir wollen natürlich kein Ärger kriegen. Wenn mein Kind beim Besuch Ärger bekommt, fühlt sich das ja im Zweifel so an, als ob ich Ärger bekommen würde. Da sind wir auch ganz schnell in unserem inneren Kind. Was hat das mit mir früher schon gemacht? Gehe ich in die Angriffs- und Kampfverteidigung? Kann ich das überhaupt hören? Möchte ich das überhaupt hören? Ich finde, das ist so spannend. Da kommt so viel Psychologie mit rein und so viel, ja, auch so viel Themen, die einen selbst vielleicht mit sich immer wieder beschäftigen.

Aber das ist immer nur am Anfang so. Ich glaube, je länger man das macht, umso leichter wird das auch werden für alle Beteiligten. Und auch man selber wird souveräner. Wenn man danach zwei, drei Kinder hat, dann ist das überhaupt kein Thema mehr. Dann machst du eine Ansage und gut ist, und da fragst du nicht mehr nach. Das machst du nur beim ersten Kind.

Ja, und was ich aus eigener Erfahrung sagen kann: Wenn es dann doch mal kurz eskaliert ist und ich gehöre halt auch zu der Fraktion, wenn das Nervenkostüm einfach dünn geschrubbelt ist über den Tag oder was auch immer und es platzt halt doch mal raus, kann man hinterher auch gut sagen: „Oh, da hast du dich erschrocken, ne? Da weiß ich auch gerade nicht, was mit mir los war. Da bin ich wohl irgendwie aus der Haut gefahren.“ Ja, kommt halt irgendwie auch ganz cool an, zum Kind und auch zur Mama. Absolut, absolut, genau. Ich war jetzt eher in der Kindersituation, aber auch voll zur Mama.

Aber pass mal auf, ich habe noch eine andere Frage. Das ist alles soweit total cool und verständlich, aber wenn du jetzt z.B. draußen unterwegs bist – und ich greife da auch mal auf ein Beispiel zurück, was jetzt irgendwie keine Ahnung, zehn Jahre zurück liegt – ich beobachte ein fremdes Kind draußen dabei, wie es eine Katze ärgert, und zwar so richtig.

Ich könnte jetzt ja theoretisch auch vorbeigehen und sagen: Nicht mein Kind, nicht meine Katze, irgendwer wird es schon richten, hoffentlich. Konnte ich aber in der Situation nicht, weil es einfach… Ich finde, das ist also, es gibt Themen in unserer Gesellschaft, und ich finde, Tierschutz gehört definitiv dazu. Das ist doch, das ist doch nichts, was man dann nicht äußern darf, oder doch? Das darfst du äußern, also natürlich. Aber die Frage ist auch hier wieder: Wie? Ist keine erwachsene Ansprechpartnerin vom Kind da, kann man erstmal über die Situation sprechen, fragen: „Wo sind deine Eltern?“

Also, wichtig ist an der Stelle, weil jetzt bist du jemand von der guten Seite, und du willst in dem Moment ja auch für deinen Wert einstehen, dass deine Katze gerade irgendwie geärgert wird, was du nicht gut ertragen kannst. Aber wichtig finde ich, egal in welchem Kontext, dass man erstmal tatsächlich fragt: „Wo sind denn deine Eltern?“ Also, sich erstmal zurückvergewissern, gerade auch, wie alt das Kind ist. Wenn das jetzt ein zehnjähriges Kind ist oder achtjähriges Kind, das kann ja schon was ganz anderes verbal mit dir aushalten als ein drei- oder vierjähriges Kind.

Und dann ist die Frage: Wie alt ist so ein Kind, was da schon eine Katze ärgern kann? Lass uns gar nicht so auf die Katze versteifen, also es geht mir schon um Kinder, die definitiv alleine nachmittags unterwegs sind, die, keine Ahnung, acht Jahre alt waren, vielleicht also allein, allein oder mit Freunden, allein, Freundinnen allein. Und es muss ja gar nicht eine zu ärgernde Katze sein, es reicht ja auch, wenn die Blödsinn in Briefkästen stecken oder einfach wirklich Unfug machen.

Ja, lass mich kurz einmal noch mal weiter vorne. Wir haben eben mit den ganz Kleinen gesprochen. Was du jetzt meinst, sind ja schon dann wieder die Wackelzahnkinder, und da wäre auch zu Hause, also wenn ich jetzt ein sieben-, neunjähriges Kind bekomme, da frage ich die Mutter jetzt nicht mehr zwingend, wie kann ich hier damit umgehen. Das meinte ich wirklich eben für die Kindergarten-Kleinstkinder. Ab Schule ist auf jeden Fall, und da sind wir ja auch häufiger schon nicht mehr in dieser Position, wie wir sie beim ersten Kind, Beschützer, Löwin, äh, nervlich etwas straffer gespannt, weil die Nächte äh nicht so cool sind. Das ändert sich ja, je älter die Kinder werden. Deswegen finde ich, das ist ein ganz großer Unterschied. Reden wir von Kleinkindern, von Kindergartenkindern oder Schulkindern?

Natürlich, wenn du ein Schulkind draußen siehst, das irgendetwas macht, was Blödsinn ist, darfst du natürlich ganz normal äußern, dass du gerade nicht in Ordnung findest, was da passiert, und dazwischengehen. Ich finde, das ist durchaus absolut richtig, weil das ist ja auch system- und gesellschaftsmäßig, dass wir tatsächlich in einem Sozialgefüge sind, wo wir auch aufeinander achten, wo wir auch miteinander in Beziehung sind, ob wir uns kennen oder nicht. Wir sind alle in einem Gesellschaftsbild, und natürlich dürfen wir das hier sagen.

Das würde ich, by the way, aber auch Erwachsenen sagen, wenn ich sehen würde, dass ein Erwachsener Müll in einem Briefkasten packt, würde ich im Zweifel auch ansprechen. Also, das ist, wenn man 40° im Schatten im Auto hat, genau, genau. Also, das ist da immer die Frage wieder, wie sage ich etwas? Bin ich impulsiv und selber wütend, weil ich gerade getriggert bin, dass da jemand eine Katze quält, oder kann ich tatsächlich noch sachlich und in Ordnung sprechen? Da müssen wir auch wieder ganz dicht bei uns sein. Es hilft niemandem, wenn wir jemanden anblaffen, aber wir wollen ja auch selber nicht angeblafft werden.

Ich finde, an der Stelle ist wirklich der große Unterschied, je älter auch hier ein Kind ist, was wir dabei beobachten. Ist es wirklich notwendig, sich da einzumischen? Also, wenn das jetzt Müll in einem Briefkasten von jemandem macht, dessen Haus ich nicht kenne, weiß ich nicht, ob ich da jetzt zwingend was sagen würde. Wenn das ein Lebewesen ist, was gerade geärgert wird, würde ich definitiv immer was sagen. Oder Silvesterknaller, die im Briefkasten landen, oder so, sowas, ne? Also, also wenn das wirklich nur Schabernack ist, z.B. auch so Klingelstreiche, nee, komm, also dann sollen sie doch machen. Das gehört ja irgendwie auch ein Stück weit zur Kindheit.

Also, ich finde auch hier, man kann es nicht pauschal sagen. Wenn mein Wert, wenn ich so krass getriggert ist, dass es hier um um Leben und um wirklich um wichtige Dinge geht, wie Lebewesen quälen, Menschen in Gefahr bringen, Fahrradreifen Luft ablassen, genau, sowas, also, das, da würde ich immer… Aber wenn das ein Schabernackstreich ist von Jungs, die irgendwo Blätterzweige in irgendwelche Briefkästen versenken, da würde ich tatsächlich weggucken, weil das gehört einfach auch ein Stück weit dazu, dass die den Nervenkitzel haben, dass die groß werden, dass die sich ausprobieren, dass die Quatsch machen müssen.

Man muss sich nicht überall einmischen, das bin ich gar kein Freund von, aber tatsächlich, da, wo Gefahr ist, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene, da würde ich immer sagen, da, da dürfen wir oder sollten wir sogar unsere gesellschaftlichen Funktion wahren, dass wir da tatsächlich aufeinander achten. Ist gut, herzlichen Dank für dieses Aufklären. Ich finds mega, ich finds, es ist ein guter Leitfaden, also, einmal den Unterschied irgendwie zu erkennen, um welche Altersgruppe geht es überhaupt, um welche Werte geht es überhaupt, geht es um meine Grenzen in meinem Haus, unsere Regeln, oder ist es irgendwie was Zwischenmenschliches. Voll gut, vielen Dank.

Sehr gerne, kannst nächste Woche wieder kommen, mit Keksen auf der Couch. Alles klar. Also, ihr Lieben, wie immer gilt, wenn ihr Themen, Wünsche habt, wenn ihr auch fremde Kinder erziehen möchtet, schreibt uns einfach, Mail ist alles gar kein Problem, wir lösen das. Und ansonsten, passt gut auf euch auf, kommt gut durch die neue Woche, und dann hören wir uns wieder am Sonntag. Tschüss, bis dahin, tschüss.

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